Das Schaumspritzgießen spart Rohmaterial, Energie und Gewicht und unterstützt damit in Zeiten knapper Materialverfügbarkeit das Ziel, Kunststoffteile nachhaltiger zu produzieren und einzusetzen. Für Kunststoffverarbeiter, die an mehreren Produktionszellen parallel Bauteile im physikalischen Schaumspritzgießprozess produzieren, präsentierte das Maschinenbauunternehmen Engel auf der K 2022 eine neue Anlagentechnik.
Die zentralen Einheiten E-foam XL multi können mehreren Spritzgießmaschinen mit hoch komprimiertem Stickstoff für das physikalische Schäumen an. Lediglich die Dosier- und Regeltechnik verbleibt dezentral an den einzelnen Maschinen. Das neue Konzept reduziert die Investitionskosten für das Schaumspritzgießen und leistet damit einen Beitrag zu niedrigeren Stückkosten.
Generell benötigt das Schaumspritzgießen weniger Energie und Rohmaterial als der Kompaktspritzguss und erfordert geringere Schließkräfte. Durch das gelöste Treibmittel wird die Fließfähigkeit der Kunststoffschmelze verbessert. Zudem ermöglicht der ortsunabhängig wirkende Schäumdruck das Ausformen dickerer Rippen. Diese Effekte lassen sich für eine Reduktion der Wanddicke nutzen, was sich positiv auf die erforderliche Kühl- und damit die Zykluszeit auswirkt.
Während der K 2022 wurden am Messestand auf einer Engel duo 1000 Spritzgießmaschine Musterteile mit anspruchsvoller Oberflächenstruktur produziert. Durch das vom Faurecia Geschäftsbereich für Innenraumsysteme und Eschmann Textures International entwickelte Microject Advanced Verfahren entstehen beim Schaumspritzgießen Sichtbauteile in Leichtbauweise mit einer sehr hochwertigen Class-A-Oberfläche.
Verantwortlich für diesen Entwicklungssprung ist unter anderem eine neue Werkzeugtechnik. Keramikbeschichtungen in den Kavitäten verhindern, dass die sonst üblichen Schaumschlieren, Bindenähte, Tigerstreifen oder Glanzunterschiede auf der Oberfläche des geschäumten Bauteils sichtbar werden. Zudem lassen sich über die Kavitätenbeschichtung unterschiedliche Oberflächenstrukturen direkt im Spritzgießwerkzeug erzeugen. Darüber hinaus leisten die von Faurecia Interiors für das Schaumspritzgießen neu entwickelten Materialien einen Beitrag zur hohen Oberflächenqualität. Während der Messe in Düsseldorf wurde beispielsweise ein talkumgefülltes Polypropylen mit einem Rezyklatanteil von 30 Prozent vom Typ IniCycle verarbeitet, das sich für alle physikalischen und chemischen Schäumverfahren eignet.
In Kombination schöpfen die neue Anlagentechnik von Engel und das Verfahren Microject Advanced beim Schaumspritzgießen bislang ungeahnte Effizienz- und Nachhaltigkeitspotenziale aus. Schaumspritzgießteile müssen nicht länger lackiert werden und es ist keine ergänzende energieintensive Prozesstechnologie, wie eine intermittierende Werkzeugbeheizung, erforderlich, um die Bauteile im Sichtbereich einsetzen zu können.
Eine weitere Möglichkeit, das Exponat live in Aktion zu sehen, ist die Fachtagung „foammelt – mit wenig Druck zum Erfolg“, die am 22. und 23. November 2022 am Stammsitz von Engel in Schwertberg, Österreich, stattfindet. Die zweitägige Veranstaltung informiert in kompakter Form über den Stand der Technik des physikalischen und chemischen Schaumspritzgießens.
Bild oben: Die zentrale Einheit e-foam XL multi powered by Trexel steigert die Wirtschaftlichkeit beim Schaumspritzgießen. (Quelle: Engel)
Quelle und weitere Infos: Pressemitteilung
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