Bedingt duch viele Terminverschiebungen war es ein wirklich heißer Messe-Frühsommer. Über 20 Veranstaltungen mit Relevanz für den Leichtbau – da kann man durchaus den Überblick verlieren. Um Ihnen einen Eindruck zu geben, welche Trends die Leichtbauwelt bewegen, stellen wir in dieser Artikelserie einige Exponate, Innovationen und Neuigkeiten von den Veranstaltungen nach Themenschwerpunkten sortiert vor. Dabei spielt es keine Rolle, auf welcher Veranstaltung sie gezeigt wurden.
Für die Prozesstechnik zeigten viele Hersteller – vor allem bei der Verarbeitung faserverstärkter Kunststoffe – verkürzte Prozesszeiten und eine verbesserte Prozessführung, die zu einer optimierten Qualität führen soll. Material- und Kosteneffizienz werden als Merkmale ebenso häufig genannt, wie eine gewisse Flexibilität in der Fertigung und das Erzeugen der Halbzeuge vor Ort. Auch der Trend zu Komplettanlagen ist nach wie vor ungebrochen. Der aktuellen Lage geschuldet stehen Anlagen zur Produktion von Wasserstoff-Tanks sowie Rotorblättern für die Windenergie im Fokus.
Unternehmen | Um was geht es |
Besondere Merkmale und Anwendung | |
Wickert Maschinenbau | Komplette Fertigungslinien zur Composite-Verarbeitung | Die Anlagen können mit wenig Aufwand um zusätzliche Module für Injektionsprozesse wie RTM (Resin Transfer Molding) und RIM (Reaction Injection Molding) sowie Polyurethan-Spritzaggregate erweitert werden. Anwender können die Expertise der Techniker und Ingenieure des als Komplettanbieter auftretenden Maschinenbauunternehmens nutzen. | |
ENGEL | Im Organomelt Verfahren werden Organobleche und UD-Tapes nicht nur umgeformt, sondern im selben Arbeitsschritt durch Spritzguss funktionalisiert. |
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Der größte Vorteil der holmlosen victory Maschine für diese Anwendung liegt im schnellen Hot Handling. Der barrierefreie Zugang zum Werkzeugraum macht es möglich, den IR-Ofen noch näher am Werkzeug zu platzieren als dies bei Spritzgießmaschinen mit Holmen möglich ist. Zudem kann der Roboter direkt auf kürzestem Weg vom Ofen aus das Werkzeug erreichen. Auf diese Weise lassen sich nicht nur Zykluszeiten verringern, sondern auch sehr dünne Halbzeuge verarbeiten. |
Tartler | Systemlösung zur Direktinfusion für das Harzimprägnieren bei der GFK-Verarbeitung |
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Broetje Automation Group | Automationslösungen für das Verarbeiten von Halbzeugen aus Faserverbundkunststoffen, auf der Messe zu sehen der Staxx One Single Tow Fiber Placement Roboter |
Im Projekt Iris (auf der Shortlist des JEC-Awards) hat das Unternehmen hat eine Lösung zur vollständigen Automatisierung des Prozesses entwickelt, die mehrere Prozessschritte in ein System integriert. Das CCPS liefert schnell und kostengünstig reproduzierbare hohe Qualität und Legeraten, weniger Materialverbrauch und Platzbedarf. Das soll bis zu 30 Prozent an Betriebskosten und Energieaufwand sparen. Die Legeleistung von 100 kg/h ist der Anfang und soll sich in Zukunft noch erhöhen. | |
Lindauer Dornier | Die Anlage Protos Line wurde bereits 2020 vorgestellt. Mit ihr lassen sich maßgeschneiderte Thermoplast-Halbzeuge aus Granulat und Faser herstellen. |
Wenn die richtigen UD-Tapes gerade nicht verfügbar sind, könnte man sie auch selbst herstellen. Lieferkosten und Transport-Emissionen entfallen dann. Mit der Produktionslinie Protos (Polymer and Roving to Sheet) lassen sich einfach weiterzuverarbeitende Hochleistungshalbzeuge aus thermoplastischer Matrix und Verstärkungsfasern maßgeschneidert herstellen. Die Tape-Produktionslinie stellt wahlweise trockene oder vollimprägnierte Tapes her, die anschließend zu Geweben und TP-Halbzeugen weiterverarbeitet werden können. |
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Nägeli Swiss | Projekt-Beispiele – Herstellung von Bauteilen aus faserverstärktem Kunststoff mit dem bereits 2020 vorgestellten aCC-Verfahren. |
Der aCC-Prozess ermöglicht die wirtschaftliche Herstellung von fast beliebig geformten 3D-Strukturbauteile in industriellem Massstab. Als Ausgangsmaterial werden Faserchips genutzt, die zu komplexen 3D-Formteilen gepresst werden. Selbst Gewindeabformungen, passgenaue Präzisionsbohrungen oder integrierte Verbindungelemente können somit genauso wie Sprünge in der Wandstärke gefertigt werden. Durch die automatisierte, prozesssichere Fertigung mit hoher Wiederholgenauigkeit sind Serienstückzahlen bis 100.000 Bauteile pro Jahr realisierbar.
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Roth Composite Machinery | Ein neues Maschinenkonzept zur Großserienproduktion von Wasserstofftanks im Filament Winding Verfahren |
Bei der neuen Filament Winding Maschine FWA 1 Duplex ermöglicht eine spezielle Verfahrenstechnik den Wickelprozess von beiden Seiten einer Spindel und halbiert damit die Wickelzeiten im Vergleich zu Standardmaschinen und zielt damit auf die Großserienproduktion von Druckbehältern. Eine neuartige Rahmenkonstruktion bändigt die Dynamik des beschleunigten Produktionsprozesses mit einer gesteigerten Faserablagemenge. Mit drei, vier oder fünf Spindeln erledigt sie Nass- oder Trocken- und Towpregwickelprozesse mit gängigen Faserarten insbesondere Carbon- oder Glasfasern. |
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Cannon Afros | Direktinfusionssystem zur schnelleren Verarbeitung von Epoxid- und Polyurethanharzen in der Fertigung von Rotorblättern für Windkraftanlagen |
Das Direktinfusionssystem dosiert automatisiert und präzise erhöhte Harzgemischmengen. Dabei bleibt der Produktionsprozess wiederholgenau und minimiert so den Ausschuss minimiert. Es nutzt die Technologie der Maschinenserien DX und DXI, bei denen die Dosierung automatisch angepasst wird, um die erforderliche Durchflussmenge bei einem konstantem Mischverhältnis sicherzustellen. Eingesetzt werden kann es für mehrere unabhängige druckführende Infusionslinien, wobei Peristaltikventile präzise an jedem Infusionspunkt die Dosierung der richtigen Harzgemischmenge steuern. Abhängig von diversen Parametern – wie Harzsystem, Faservolumenanteil, Anzahl der Infusionspunkte, Automatisierungsgrad und Blattgeometrie – konnte außerdem die Werkzeugfüllzeit merklich verkürzt werden. |
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Cygnet Texkimp | Filament Winding im Null-Grad-Winkel |
Mit dem neuen Verfahren können Verbundfasern in einem Null-Grad-Winkel gewickelt werden können, um gekrümmte und gerade Strukturteile mit erhöhter mechanischer Festigkeit unter Verwendung einer minimalen Fasermenge herzustellen. Die Null-Grad-Wicklung – auch axiale, unidirektionale oder längsgerichtete Wicklung genannt – ist insbesondere bei Herstellern von leichten Strukturbauteilen für die Automobil-, Luft- und Raumfahrt- sowie der Bauindustrie gefragt. |
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Dopag (Hilger u. Kern) | Dosieranlagen zur Verarbeitung von ein- und zweikomponentigen Materialien wie beispielsweise Polyurethan, Polysulfid oder Epoxidharz |
Speziell für die Herstellung von Composites-Bauteilen hat Dopag Dosieranlagen entwickelt, die eine optimierte Verarbeitung anspruchsvolle Materialien ermöglichen und gleichzeitig dem Bedarf der steigenden Automatisierung gerecht werden. Das Unternehmen stellte Dosier- und Mischsysteme für sämtliche Composites-Anwendungen aus einer Hand vor: von Adhesive Bonding und Sealing über Filament Winding und RTM bis hin zu Infusion und Pultrusion. |
In den nächsten Übersichten wird es um die Themen Wasserstoff und Windenergie gehen, um Fügen und Trennen, um Werkstoffe und Recycling sowie die Trends bei Technischen Textilien und natürlich Neuerungen bei der Additiven Fertigung.
Bild oben: (Quelle: Depositphotos)
Autor: Christine Koblmiller, Redakteurin, Gründerin, Fachjournalistin aus Leidenschaft
Mit dem Metamagazin Leichtbauwelt.de hat sie 2018 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und mit Leichtbauwelt ein neues Medienformat geschaffen, das sie zum Erfolg führen wird.
Christine Koblmiller ist seit 1995 Redakteurin für technische B2B-Fachzeitschriften. Für diese Fachmagazine der SVHFI (Süddeutscher Verlag Hüthig Fachinformation), der Fachinformations-Tochter des Süddeutschen Verlages, hat sie als eBusiness-Projektmanager Industrie den Online-Bereich maßgeblich mitgestaltet und schon im Jahr 2001 crossmediale Angebote eingeführt. Mehr über Christine Koblmiller unter Conkomm, auf Xing oder LinkedIn.
„Leichtbau fasziniert und begeistert Techniker. Ich bin überzeugt davon, dass der Markt für ein Angebot wie Leichtbauwelt.de reif ist.“
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