Die raffinierte Konstruktion wurde am Computer entworfen und basiert auf Carbonfasern, die von Robotern gewickelt werden. (Quelle: FibR)

Die Bauteile des Texoversums der Hochschule Reutlingen wurden aus Fasern gewickelt, die mit einem speziellen Kunststoffharz fixiert wurden. Die Fassade des Gebäudes ist aber nur ein Beispiel für eine ganz neue Technologie, die auch das Bauwesen revolutionieren könnte. Die Konstruktion wurde am Computer entworfen und basiert auf Carbonfasern, die von Robotern gewickelt werden. Bisher kennt man diese Wickeltechnik zum Beispiel von Projekten aus der Automobilindustrie, erste Forschungsanwendungen im Bauwesen sind Leichtbauwelt-Lesern durch den LivMats Pavillion bekannt.

Die Wickeltechnik für Gebäudefassaden stellt eine einzigartige Verbindung von Ästhetik, Festigkeit und Nachhaltigkeit dar. Sie kommt mit deutlich weniger Material aus, als der Stahl- und Betonbau, reduziert die CO2-Emissionen erheblich. Neben Carbonfasern eignen sich auch Naturfasern, denn ein Polyurethanharz sorgt für Festigkeit und Beständigkeit.
Für die Fasertechnologie nimmt sich FibR die Natur als Vorbild: Ähnlich wie Netzwerke in der Natur, etwa in Spinnennetzen, sind auch die Faserstrukturen sehr leichtgewichtig, aber zugleich hoch belastbar, und kommen mit einem sehr geringen Materialeinsatz aus. (Quelle: FibR)

Miterfinder der Technologie ist der Architekt Prof. Moritz Dörstelmann, dessen Unternehmen FibR die Fassade des Texoversum realisiert hat. Weitere sinnvolle Anwendungen der Technologie könnten Dachkonstruktionen, Stützen und nicht zuletzt der Innenausbau von Gebäuden sein.

Ähnlich wie Netzwerke in der Natur, etwa in Spinnennetzen, Käferflügeln oder Palmenblättern, haben auch die Faserstrukturen kaum Eigengewicht, sind aber zugleich hoch belastbar. Dabei kommen sie mit sehr wenig Material aus, so dass Ressourcen gespart werden. Transport und Montage werden erleichtert – im besten doppeldeutigen Wortsinn.

Im Texoversum übernimmt die gesponnene Fassade gleich mehrere wichtige Funktionen: sie verleiht dem Gebäude eine einzigartige Optik und stabilisiert die umlaufenden Balkone. Zudem dient sie als Geländer und sorgt für die nötige Beschattung der dahinterliegenden Glasfront.

„Im Gegensatz zu herkömmlichen Stahl- und Betonkonstruktionen kommen wir mit einem Minimum an Material aus, denn die Roboter verarbeiten nur so viele Fasern, wie für die Festigkeit der jeweiligen Konstruktion benötigt werden. Dadurch sparen wir auch große Mengen an CO2-Emissionen ein.“
Prof. Moritz Dörstelman, FibR

Für die nötige Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Verbunds sorgt das aliphatische Polyurethanharzsystem Desmocomp von Covestro, in dem die Fasern wie in einer Matrix eingebettet werden.

„Das Harz ist beständig gegen Witterungseinflüsse und die energiereiche UV-Strahlung der Sonne und eignet sich deshalb sehr gut für Außenanwendungen. Weitere notwendige Eigenschaften im Baubereich sind seine besonders gute Chemikalien- und Flammbeständigkeit.“
Pejman Norastehfar, Architekt und Fachmann für Bauanwendungen im Segment Coatings and Adhesives bei Covestro.

Mit dem Texoversum hat die Hochschule Reutlingen ein europaweit einzigartiges Ausbildungs- und Innovationszentrum für die Textilindustrie in Betrieb genommen. Die fast 2.000 Quadratmeter große textilartige Fassade des neuen Gebäudes sorgt auch architektonisch für Aufsehen: Sie verbindet auf reizvolle Weise die Innovationskraft dieser Branche mit der 160-jährigen Tradition des Textilstandorts Reutlingen. Das Gebäude bietet rund 3.000 Quadratmeter Fläche für Werkstätten, Labore, eine Textilsammlung, Think-Tank-Flächen und Unterrichtsräume. Die Kosten in Höhe von 18,5 Millionen Euro wurden vom Arbeitgeberverband Südwesttextil übernommen, zu dessen Mitgliedern auch das Unternehmen FibR gehört.

Bild oben: Das Texoversum der Hochschule Reutlingen ist ein Referenzobjekt für eine neue Technologie, die das Bauwesen revolutionieren könnte: Die Bauteile der Fassade wurden aus Fasern gewickelt, die mit dem Desmocomp System von Covestro fixiert wurden. (Quelle: FibR)


Quelle und weitere Infos: Pressemitteilung

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