Pragmatismus statt Planung

Was ist aus Ihren Plänen für 2020 geworden? Nichts? Alles neu? Keine Sorge, damit sind Sie in guter Gesellschaft. Dabei sind wir doch Meister im Planen – wie viel Zeit und Ressourcen haben wir in Pläne gesteckt, die 2020 vermutlich keinen Bestand haben oder hatten? Wenn wir aber nun aufgrund der unsicheren Pandemie-Situation nicht mehr planen können – was bleibt? Wie können wir – auch im Leichtbau – Prozesse, Projekte, Business sinnvoll gestalten?

Wie lässt es sich mit der Pandemie unternehmerisch leben?

Dirk von Gehlen, Journalist und Leiter Social Media / Innovation bei der Süddeutschen Zeitung, hat hierzu in einem Beitrag auf LinkedIn ein auch im Leichtbau praktikables Mindset beschrieben, das auf seinem Buch „Das Pragmatismus-Prinzip“ fusst. Er glaubt, dass wir der Krise mit Denkmustern begegnen können, die – der Digitalisierung entlehnt – auf Lernen und Agilität setzen.

Zu diesem neuen Mindset gehören, so Gehlen, sechs ganz pragmatische Aspekte:

  1. auf Sicht fahren
    Planen ist OUT, agiles Denken ist IN. Aus Fehlern lernen und kurzfristige Planungen anpassen.
  2. ausprobieren
    ein Klassiker – Build, Measure, Learn. Masterpläne gibt es keine, niemand hat Pandemie-Erfahrung. Fast alle Unternehmen befinden sich in einer Art Start-up-Modus, jedes in seinem Umfeld. Deshalb muss auch jeder einen eigenen Weg finden, in der Pandemie nicht nur weiter zu bestehen, sondern sich auch weiterzuentwickeln. Gerade dazu haben viele jetzt die Chance durch Förderprogramme oder nicht ausgelastete Kapazitäten!
  3. kleiner denken
    Mit dem Prinzip des Lernens aus Fehlern, können auch Unternehmen einen Schritt vor den anderen setzen – das gilt in der Produkt- und Programmentwicklung ebenso wie im Marketing. Und deshalb auch
  4. weniger Perfektionismus
    an den Tag legen. Es gilt unbedingt „Done is better than perfect“. Auch kleine Schritte bringen ein Unternehmen weiter.
  5. Ambiguität aushalten,
    Widersprüche akzeptieren. Immer wieder den Mut haben, eigene oder offensichtliche Wahrheiten in Frage zu stellen. Und dabei trotzdem
  6. vernünftig bleiben.
    Ja, es ist schwieriger, das Unvermeidliche auszuhalten und neue Wege zu finden, als vermeintlich Schuldige zu suchen oder alles zu negieren.

Erfolgsfaktor Überforderungsbewältigungskompetenz

Pragmatische Hands-on-Mentaltität ist in der Krise wirkungsvoller als strategische Planung. (Quelle: Pixabay | geralt)

Denn – ehrlich gesagt! – sind wir fast alle in gewisser Weise ÜBERfordert – mindestens aber stark GEfordert! Dazu tragen die gesamtwirtschaftliche, die mehr oder weniger sichere berufliche aber auch die private Situation bei. Ungewissheit, Einschränkungen, der „neue“ Alltag mit Maske und Abstand – nichts von alledem fühlt sich „vertraut“ an und könnte Sicherheit und langfristige Perspektive geben.

Eine als „Überforderungsbewältigungskompetenz“ bezeichnete Fähigkeit könnte deshalb erfolgreiche Unternehmen, Innovatoren und Führungskräfte der Zukunft auszeichnen. Der Begriff wurde vermutlich durch Dr. Christoph Kucklick 2014 in seinem Buch „Die granulare Gesellschaft“ eingeführt.

Es umschreibt die Fähigkeit, mit Stressoren und Unsicherheiten konstruktiv umzugehen. Zukunftsorientiert konzentrieren sich in Krisensituationen erfolgreiche Menschen und Unternehmen mit dieser Kompetenz darauf, die kurzfristige Überforderung zu bewältigen – und trotz aller Unwägbarkeiten Mitarbeiter, Team und Unternehmen weiterhin motiviert in eine positive Zukunft zu führen.

Im Anbetracht der zunehmenden Komplexität und zu erwartenden Herausforderungen durch weitere Krisen, seien es Viren oder der Klimawandel, halte ich diese Fähigkeit für eine Schlüsselkompetenz. Denn in solchen Zeiten zählt und wirkt pragmatisches Handeln besser als jeder lang- oder mittelfristige ausgefeilte Planung.

Bild oben: In Krisenzeiten zählt Pragmatismus mehr als der beste Plan. (Quelle: Pixabay)


Christine Koblmiller

Autor: Christine Koblmiller, Redakteurin, Gründerin, Fachjournalistin aus Leidenschaft, überzeugter Leichtbau-Fan.

Mit dem Metamagazin Leichtbauwelt.de habe ich 2018 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und mit Leichtbauwelt ein neues Medienformat im B2B-Umfeld geschaffen. Seit etwa 25 Jahren bin ich Redakteurin für technische B2B-Fachzeitschriften. Für verschiedene führende Fachmagazine habe ich als eBusiness-Projektmanager Industrie schon 2001 crossmediale Angebote eingeführt, denn die Digitalisierung aller Lebensbereiche hat Einfluss auf unser Informationsverhalten. Deshalb bin ich mir sicher, dass sich die Medienbranche wandeln muss. Mehr über mich finden Sie unter Conkomm, auf Xing oder LinkedIn.

„Leichtbau fasziniert und begeistert Techniker. Er ist für die Herausforderungen der Zukunft unabdingbar. Deshalb bin ich sicher, dass der Markt für ein Angebot wie Leichtbauwelt.de reif ist.“

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