Eine der interessantesten Veranstaltungen auf der JEC World ist für mich die Vorstellung der Startup Booster. Nicht, weil Startups gerade „hip“ sind, vielmehr steckt in den Ideen der Startups jede Menge Potenzial für eine nachhaltige Zukunft. Das gilt besonders dann, wenn es sich um disruptive Technologien und deren Enabler, wie zum Beispiel den Leichtbau handelt.
„Der englische Begriff „Startup“ beschreibt eine kürzlich gegründete Firma, die sich in der ersten Phase des Lebenszyklus eines Unternehmens befindet. Denkt man an ein Startup, existiert bei vielen das klischeehafte Bild von potenziellen Gründern, die ihre Ideen während Nachtschichten in unauffälligen Garagen entwickeln, um sie anschließend auf den Markt zu bringen. Doch auch wenn diese Vorstellung etwas klischeehaft ist, steckt in ihr viel Wahres – denn am Anfang eines erfolgreichen Startups stehen fast immer eine innovative Idee und geringe finanzielle Ressourcen.“
(Definition aus dem Lexikon auf Gründerszene.de)
Das Format „Startup Booster“ ist einer der führenden Start-up-Wettbewerb für die Branche der Verbundwerkstoffe. Es ermöglicht, Innovationen mit potenziellen Auswirkungen auf die Branche zu finden und zu bewerten. Startup Booster wurde 2017 ins Leben gerufen und hat bereits die Entstehung von über 150 innovativen Projekten aus über 25 Ländern, 20 Finalisten und 6 Gewinnern gefördert, so der Veranstalter JEC Group.
„Hinfallen, Aufstehen, Welt verändern“ – Das ist der Untertitel eines Buchs von Frank Thelen, einem Buch, in dem er die „Startup-DNA“ der Unternehmen beschreibt. Ich bin der festen Überzeugung, dass solche Pitches das Leben der Startups verbessern, das Hinfallen weicher gestalten, das Aufstehen erleichtern und uns die Welt schneller verändern lassen.
Auf der Webseite der JEC World können Sie noch wenige Tage für Ihren Favoriten abstimmen. Die Pitches beginnen nach einer Keynote (10.30 Uhr) um 11:00 Uhr am Dienstag, den 12.03. Die Preisverleihung findet gegen 17 Uhr statt.
Die 10 Finalisten des Start-up Wettbewerbs, der von Airbus, Daimler, Altair Engineering und Pole Astech gesponsert wird:
- AEON-T (Spanien): Massenproduktion von Verbundteilen
Das Unternehmen ist ein Spin-off der TU Madrid. In Zusammenarbeit mit führenden Forschungseinrichtungen in Madrid hat das Unternehmen eine Preformtechnologie entwickelt, die es ermöglicht, sowohl trockene als auch Prepregfasern in weniger als einer Minute in komplexe Formen mit quasi-isotroper Layup-Konfiguration zu drapieren. - Airgo (Singapur) entwickelte einen Passagiersitz aus Verbundwerkstoffen für die Economy-Class.
Airgo Design wurde 2013 in Singapur gegründet und ist Asiens erster Entwickler von Flugzeugsitzen für die Economy Class. Das Flaggschiffprodukt definiert einen neuen Standard in der Economy Class. Es stellt der Branche modernste Verbundwerkstofftechnologie vor und kombiniert sie mit einem preisgekrönten Design.
Mehr Infos dazu gibt es online bei Redshift/Autodesk. - Arevo (USA): Durch den 3D-Druck großer, in Serie gefertigter Teile und Strukturen revolutioniert das Unternehmen die Wertschöpfungskette. Am Beispiel eines 3D-gedruckten Carbon-Bike-Rahmens ist beispielsweise auf 3Ddruck.com nachzulesen, was das Knowhow des Unternehmens auszeichnet.
- Biprocel (Spanien): Hochwertige und pflanzliche Leichtbaumaterialien auf Recyclingbasis
Das junge Unternehmen stellt ein neue Generation recycelter, hochwertiger und pflanzlicher Werkstoffe. Das Unternehmen nutzt Zellstoffabfälle aus der Papierindustrie undverarbeitet sie lokal. Das Faserplattenprodukt entsteht in einem Verfahren das Enzyme nutz, um die Cellulosefasern zu verbinden. Das Ergebnis ist ein robustes Produkt mit einem möglichst hohen negativen CO2-Footprint. - Lingrove (USA): Holzersatz aus Pflanzenfasern Das Unternehmen hat einen Werkstoff aus Pflanzenfasern entwickelt, um das schwindenden Angebot an hochwertigem Holz eines wachsenden Abnehmermarkts auszugleichen. Das unverwechselbare Material, ein natürlichen Verbundwerkstoffe mit dem Markennamen Ekoa, ist leichter als Kohlenstoff, steifer als Fiberglas und verfügt über eine schöne natürliche Maserung. Eine gute Beschreibung lässt sich im Fachportal Schreinersicht nachlesen.
- UBQ Materials (Israel): Verbundwerkstoff aus Hausmüll
UBQ-Werkstoffe sind thermoplastische Verbundwerkstoffe, die bestehende Rohstoffe ersetzen könnten. Hergestellt werden die Materilien aus festen Siedlungsabfällen. Das Verbundmaterial des Startups ist der klimapositivste Thermoplast-Material und kann selbst in geringer Konzentration oder als kleines Bauteil die CO2-Bilanz des Endprodukts entscheidend verbessern, sagt das Team des Startups. Im Handelsblatt erschein im März 2018 ein Beitrag zum Thema. - Lavoisier Composites (Frankreich): Das Start-up entwickelt und produziert Verbundwerkstoffe und Bauteile mit geringer Umweltbelastung. Das erste Produkt mit dem Markennamen Carbonium besteht zu zwei Dritteln aus Kohlenstofffasern und zu einem Drittel aus Hochtemperatur-Epoxid. Mit seinem hohen Faservolumenverhältnis weist das Material ein ideales Festigkeits-/Steifigkeitsprofil auf und ist gleichzeitig etwa 40 % leichter als Aluminium. Das Herstellungsverfahren ermöglicht es, die Faserlänge und damit die mechanischen Eigenschaften des eigentlichen Bauteils zu steuern, ohne dabei auf die Verarbeitung (Pressen) Einfluss zu nehmen.
- Mantis Composites (USA): Das Unternehmen hat den 3D-Druck für Carbon in eine neue Dimension weiter entwickelt. Die Beweglichkeit der Düse wird mit einer Designsoftware und einer In-situ-Prozessüberwachung und -steuerung kombiniert. So lassen sich Bauteile für die Luft- und Raumfahrt herstellen, die den Anforderungen genügen, gleichzeitig aber deutlich leichter sind, als die komplexen, bisher nur aus Metall zu fertigenden Teile.
- cellEQ (Deutschland): Messgeräte für die Schwindungsanalyse von Mehrkomponenten-Harzsystemen Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal unserer Messgeräte ist die Abbildung realer Prozessbedingungen von Produktionsprozessen bei der automatisierten Materialanalyse. Dies ermöglicht eine unmittelbare Optimierung und Effizienzsteigerung in der Entwicklung und Produktion durch Übertragbarkeit der Analyseergebnisse.
- Woodoo (Frankreich): Transzluzenter, formbarer Holzwerkstoff
Das Unternehmen, Ende 2016 gegründet, hat bereits mehr als 30 internationale Innovationspreise gewonnen. Das Startup verwandelt Holzwerkstoffe durch das Ersetzen von Lignin durch Thermoplaste und stellt so leichte Holzwerkstoffe her, die lichtdurchlässig, wasserdicht, feuerfest und berührungsempfindlich sind. Das Unternehmen hat bei großen Herstellern und OEMs bereits eine signifikante Frühtraktion erzielt. Näheres lässt sich auf Haute Innovation nachlesen.
Alle weiteren Beiträge rund um die JEC World auf Leichtbauwelt finden Sie hier.

Autor: Christine Koblmiller, Redakteurin, Gründerin, Fachjournalistin aus Leidenschaft
Mit dem Metamagazin Leichtbauwelt.de hat sie 2018 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und mit Leichtbauwelt ein neues Medienformat geschaffen, das sie zum Erfolg führen wird.
Christine Koblmiller ist seit 1995 Redakteurin für technische B2B-Fachzeitschriften. Für diese Fachmagazine der SVHFI (Süddeutscher Verlag Hüthig Fachinformation), der Fachinformations-Tochter des Süddeutschen Verlages, hat sie als eBusiness-Projektmanager Industrie den Online-Bereich maßgeblich mitgestaltet und schon im Jahr 2001 crossmediale Angebote eingeführt. Mehr über Christine Koblmiller unter Conkomm, auf Xing oder LinkedIn.
„Leichtbau fasziniert und begeistert Techniker. Ich bin überzeugt davon, dass der Markt für ein Angebot wie Leichtbauwelt.de reif ist.“
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