Ein Kunststoffkolloquium? Lohnt sich da die Teilnahme mit einem klaren Fokus auf den Leichtbau? Meine eindeutige Antwort: Ja – in diesem Jahr mehr als in den Jahren zuvor. Das Event hat Tradition – und dementsprechend erwarten die Teilnehmer hochwertige und interessante Vorträge in einem Programm, das logischerweise auf den Werkstoff Kunststoff fokussiert – aber eben auch auf faserverstärkte und geschäumte Kunststoffe.
Vier Plenarvorträge und 15 Vortragssessions erlauben ein individuelles Programm für jeden Teilnehmer. Jede Session besteht aus drei Vorträgen. Ob ein Wechsel möglich ist, hängt davon ab, wie gut die Referenten sich an die Zeitvorgaben halten. – Für Leichtbau-Interessierte empfiehlt sich nach den Plenarvorträgen und der Verleihung des Georg-Menges-Preises folgende Vortrags-Timeline:
11:50 Uhr – Europasaal: „Prozesstechnik für das Spritzgießen von Leichtbauteilen“
- Vortrag 1: Herausforderungen und Potenziale für den Einsatz der MuCell-Technologie in der Automobilbeleuchtung
– Dr.-Ing. Sebastian Kleineheismann, Forvia Hella, Head of Tooling & Design Global - Vortrag 2: Ressourceneffiziente Verarbeitung von langfaserverstärkten Thermoplasten beim TP-Schaumspritzgießen
– Jan Wolters, IKV - Vortrag 3: Lokal endlosfaserverstärkte Bauteile durch Hinterspritzen von unidirektionalen Tapes
– Pia Wagner, IKV
14:05 Uhr – Brüsselsaal: „Mehrskalensimulation von mehrphasigen Werkstoffen“
- Vortrag 1: Ein technischer Überblick über den Altair Multiscale Designer für kurzfaserverstärkte Materialien
– Frank Ehrhart, Altair Engineering, EMEA Technical Specialist – Material Engineering/Multiscale Designer - Vortrag 3(!): Entwicklung eines Mehrskalenmodells zur genauen Simulation des Thermoplast-Schaumspritzgießprozesses
– Daniel Fritsche, IKV
ODER
14:05 Uhr – K1 Aachen: „Materialcharakterisierung und Prozessüberwachung für Polyurethane“
- Vortrag 1: Entwicklungen in der Polyurethanverarbeitung – Chancen und Herausforderungen
– Dr.-Ing. Hubert Ehbing, Covestro, Head of Technology Center & Infrastructure - Vortrag 2: Vorhersage der Eigenschaften von Polyurethanschäumen unter Berücksichtigung der realen Schaummorphologie
– Eduard Kremer, IKV
Am Nachmittag besteht die Möglichkeit, sich im Rahmen des IKV 360° die Anlagen in den Technika des IKV erläutern zu lassen. Ein Blick in das Technikum für die Composite-Verarbeitung und das Schaumspritzgießen lohnt sich! Nach dem abendlichen Bierkolloquium geht es am zweiten Tag nach dem Plenarvortrag und der Verleihung des Reifenhäuser-Förderpreises weiter mit:
10:30 Uhr – K1-Aachen: „Structural Health Monitoring von Wasserstoff- Druckspeichern“
- Vortrag 1: Einfluss der Materialeigenschaften auf die simulierte Gas- und Liner Wand Temperatur während der Betankung von Typ 4 Druckbehältern
– Dr.-Ing. Daniel Schneider NPROXX - Vortrag 2: Designrichtlinien für mit faseroptischen Sensoren ausgestatteten Typ-IV Druckbehälter
– Jannick Fuchs, IKV - Vortrag 3: Analyse des Einflusses der Oberflächenbeschaffenheit auf faseroptische Messungen bei Wasserstoffdruckbehältern des Typs IV
– Noah Mentges, IKV
11:45 Uhr – K1 Aachen: „Verbesserung der Vorhersage der Ermüdungslebensdauer von faserverstärkten Bauteilen“
- Vortrag 1: Ermüdungsfestigkeitsbewertung von kurzfaserverstärkten Thermoplasten bei Bosch – Bauteilsimulation und Materialdatengenerierung
– Dr.-Ing. Jan-Martin Kaiser, Bosch, Chief Expert & Research Group Leader - Vortrag 2: Eine zeiteffizientere Methode zur Ermüdungsprüfung von UD-FRP im Langzeitfestigkeitsbereich
– Nicolás Rozo Lopez, IKV - Vortrag 3: Lastumverteilungseffekte in kurzfaserverstärkten thermoplastischen Kunststoffen während der Ermüdung
– Roman Schmohl, IKV
14:00 Uhr – Brüsselsaal: „Kosteneffiziente Auslegung von Tape-verstärkten Großserien-Bauteilen“
Mit Tape-Einlegern lassen sich besonders steife und festen Spritzgießbauteile herstellen. Im Interview zu dem seit Dezember 2021 laufenden Forschungsvorhaben Tape-Technologie Transfer-Hub“ (T³-Hub) diskutierten wir auf Leichtbauwelt Vor- und Nachteile dieser Technologie. „Köpfe der Leichtbauwelt – Fabian Becker zum Projekt T3-Hub„
Im Projekt untersucht das Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) in Industrie und Handwerk an der RWTH Aachen gemeinsam mit fünf weiteren Konsortialpartnern, wie Tape-Technologie für konventionelle Spritzgießbauteile in die Großserie transferiert werden kann.
- Vortrag 1: TABASKO – Tape basierter Kohlefaserleichtbau
– Michael Johann, Porsche Engineering, Fachprojektleiter Entwicklung Karosseriesystem - Vortrag 2: Schmelze-Imprägnierung von UD-Tapes: Untersuchung eines flexiblen Herstellungsprozesses und Überlegungen zum Design
– Timo Witte, IKV - Vortrag 3: Thermoplastische Tapeverstärkung in spritzgegossenen Strukturen – Eine multiobjektive Optimierung
– Martin Giersberg Sola, IKV
Wer sich auf die Veranstaltung noch besser einstimmen möchte, dem sei der Beitrag von Kunststoffe-Redakteurin Susanne Schröder empfohlen: „Ausblick auf das 32. Internationale Kolloquium Kunststofftechnik – Digital und nachhaltig in die Kunststoff-Zukunft“
Bild oben: Das 32. Internationale Kunststoff-Kolloquium bietet einiges an Anregungen für die Composites-Verarbeitung. (Quelle: IKV)
Autor: Christine Koblmiller, Redakteurin, Gründerin, Fachjournalistin aus Leidenschaft und überzeugter Leichtbau-Fan.
Mit dem Metamagazin Leichtbauwelt.de habe ich 2018 ein neues Medienformat im B2B-Umfeld geschaffen. Leichtbauwelt ist Inspiration für Ihren Fortschritt und Wissen, wie’s leicht wird. Leichtbauwelt verlinkt, vernetzt und ordnet ein, verlagsunabhängig und transparent. Partei ergreife ich nur für den Leichtbau, von dessen Nutzen ich überzeugt bin.
Seit etwa 25 Jahren bin ich Redakteurin für technische B2B-Fachzeitschriften. Für verschiedene führende Fachmagazine habe ich als eBusiness-Projektmanager Industrie schon 2001 crossmediale Angebote eingeführt, denn die Digitalisierung aller Lebensbereiche hat Einfluss auf unser Informationsverhalten. Deshalb bin ich mir sicher, dass sich die Medienbranche wandeln muss. Mehr über mich finden Sie unter Conkomm, auf Xing oder LinkedIn.
„Leichtbau fasziniert und begeistert. Die Entwicklung von Leichtbauwelt über die letzten Jahre zeigt, dass der Markt unser Angebot braucht und gerne annimmt.“
Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.