Der Automobilhersteller BMW ersetzt erstmals kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (CFK) durch naturfaserbasierte Verbundwerkstoffe in der Serienproduktion. Grundlage dafür ist ein gemeinsam mit dem Schweizer Unternehmen Bcomp entwickelter Flachs-Verbund, der zuvor unter extremen Bedingungen im Motorsport erprobt wurde. Inzwischen erfüllen die biobasierten Materialien die hohen Anforderungen an Leichtbau, Festigkeit, Sicherheit und Oberflächenqualität im Automobilbau.
Die naturfaserverstärkten Werkstoffe kommen bereits in Innenraumverkleidungen und äußeren Strukturteilen des neuen BMW M4 GT4 zum Einsatz. Künftig sollen sie auch in ausgewählten Serienmodellen verbaut werden. Dabei ersetzt der Flachs-Verbund CFK-Bauteile mit dem Ziel, den Leichtbau mit einer verbesserten Umweltbilanz zu verbinden. Laut BMW reduziert der Einsatz dieser Materialien die CO₂-Emissionen in der Bauteilherstellung um bis zu vierzig Prozent. Gleichzeitig sinkt der Kunststoffeinsatz in ausgewählten Interieur-Bauteilen um bis zu siebzig Prozent.
Neben der Gewichts- und CO₂-Reduktion sprechen auch funktionale Aspekte für die Verwendung von Flachs. Die Materialien bieten ein günstiges Crashverhalten, splittern nicht und lassen sich leichter recyceln. Der Werkstoff ist zu einem großen Teil biobasiert und stammt aus europäischem Anbau. Flachspflanzen benötigen wenig Wasser, keine Pestizide und dienen in der Fruchtfolge als Bodenverbesserer – ein klarer Nachhaltigkeitsvorteil auch gegenüber anderen Naturfasern wie Baumwolle.
„Naturfaserverbundwerkstoffe leisten einen wichtigen Beitrag für innovative Leichtbaulösungen im Motorsport und ermöglichen eine Reduzierung der CO₂e-Emissionen im Herstellungsprozess.”
Franciscus van Meel, Geschäftsführer BMW M
Der Technologietransfer aus dem Motorsport in die Serienfertigung markiert für BMW einen Paradigmenwechsel: „Vom Rennsport lernen“ bedeutet hier nicht nur Performance, sondern auch Umweltverantwortung. Diese Entwicklung ist Teil der Strategie, das Thema Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Fahrzeugentwicklung zu verankern. Dafür hat die BMW Group die Entwicklungsprozesse angepasst, um naturfaserbasierte Lösungen schon früh in der Bauteilentwicklung zu berücksichtigen.
Bcomp bringt mit seiner Technologie gezielt Leichtbaueigenschaften in die neue Werkstoffklasse ein. Das Unternehmen aus Fribourg entwickelt seit über zehn Jahren Hochleistungswerkstoffe auf Naturfaserbasis. Die Zusammenarbeit mit BMW gilt als Best-Practice-Beispiel für OEM-Zulieferpartnerschaften im Bereich nachhaltiger Materialinnovationen.
Bild oben: Flachs- statt Carbonfasern – jetzt auch in Leichtbauteilen der Serienfahrzeuge zu finden. (Quelle: BMW Group)
Leichtbaubezug: Nachhaltiger Leichtbau durch Materialsubstitution: Naturfasern ersetzen kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe und führen zu gewichtssparenden, CO₂-ärmeren Komponenten.
Nutzwert / Learning: Die Meldung zeigt konkret, wie biobasierte Werkstoffe technisch und wirtschaftlich CFK ersetzen können – mit validierten Werten zur CO₂-Ersparnis und Serienfähigkeit.
Interessant für: Produktentwickler, Werkstoffingenieure, Automobilhersteller, Nachhaltigkeitsbeauftragte, Leichtbauspezialisten
Quelle und weitere Infos: Pressemitteilung, Pressemitteilung, Springer Professional, Composites World

