Ein optimistischer Blick in die Leichtbau-Zukunft

Satt haben wir’s! Die Nachrichtenflut zu Corona und den wirtschaftlich negativen Auswirkungen der Pandemie reißt einfach nicht ab. Dabei sind positive Nachrichten gerade jetzt wichtig. Denn es ist schwierig inmitten der Krise optimistisch zu sein – ist es vielleicht ist es sogar eine Typfrage?

Wie schätzen Sie sich selbst ein? Als Pragmatiker, Optimist, Realist? Wer kommt am besten durch diese Zeit? Nun, meiner Ansicht nach kann nur der pragmatisch sein, der ein Ziel vor Augen hat. Und es mit optimistischer Grundhaltung konstruktiv verfolgt. Die Ziele in der Krise reichen dabei schon vom finanziellen Überleben der schwierigen Zeit (Nahziel) bis hin zur (mittelfristigen) Entwicklung neuer Technologien und Produkte. Ein Quantum Realismus ist dabei sicher nützlich.

Leichtbau hat viel Innovationspotenzial

Sehen wir uns mit dieser differenzierten Grundhaltung die Nachrichten der letzten Wochen genauer an. Fakt ist: Der Markt wird in den nächsten Jahren Leichtbau-Produkte benötigen, denn Leichtbau geht einher mit Material- und Ressourceneffizienz, im besten Fall sogar Nachhaltigkeit. In Zeiten des Klimaschutzes und der nahenden Klimakrise werden Ideen, Produkte und Technologien aus dem Leichtbau weltweit dringend benötigt werden.

Ein optimistisches Zeichen für das Innovationspotenzial, das im Leichtbau für den Klimaschutz steckt, sind die 214 kleineren und mittleren Unternehmen, die Projektvorschläge zum Technologie-Transferprogramm Leichtbau beim BMWi eingereicht haben. Insgesamt waren es 551 Partner und 118 Projektvorschläge. Pragmatisch ist das, optimistisch und zielorientiert: Sind Technologieförderprogramm doch willkommene Finanzhilfen in schwieriger Zeit.

Der nächste Stichtag zum Einreichen von Projektvorschlägen für das Technologie-Transferprogramm Leichtbau ist der 01. Oktober 2020

Wirtschaftsdaten optimistisch betrachtet

Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima erneut deutlich verbessert. Die aktuelle Lage wird von den Industrieunternehmen nicht mehr ganz so schlecht eingeschätzt wie in den Vormonaten. (Quelle: ifo Institut)

Im Juli veröffentlichte der VDMA Ergebnisse seiner Befragung: 79 % Prozent der Mitglieder meldeten im zweiten Quartal merkliche bis gravierende Auftragseinbußen. Insgesamt rechnet beispielsweise die befragten Maschinenbau-Unternehmen mit einem Rückgang von etwa 10-30% in diesem Jahr. Dieses Stimmungsbild erhärtete sich letzte Woche durch die Quartalszahlen des Statischen Bundesamts: das Bruttoinlandsprodukt ist im 2. Quartal um 10,1% gesunken, der stärkste Rückgang seit 1970. Mehr Fakten zur wirtschaftlichen Lage der Industrie in Deutschland und Europa gibt es auf der Webseite „Corona-Statistiken“.

Doch die Aussichten auf der Nachfrageseite haben sich, so der VDMA, im Juli leicht aufgehellt. Gut ein Viertel der befragten Unternehmen habe nachfrageseitig Entspannung signalisiert. Ebenso vermeldete werde konnte eine Entspannung entlang der Lieferketten, die sich bei Destatis in einem leicht gestiegenen Index für den Auftragseingang in allen Branchen abbildet.

Optimismus trotzt Unsicherheit

In einem DW Podcast vom 31.07. äußert sich auch IW-Wissenschaftsleiter Hubertus Bardt ebenfalls durchaus optimistisch. Die Erholung setzte, so berichtet er, bereits im Mai mit dem Ende des Lockdowns ein und auch im Juli zeigen viele Indikatoren ein positives Bild, so Bardt. Ein weiterer positiver Indikator ist der ifo-Geschäftsklimaindex, der im Juli das dritte Mal in Folge gestiegen ist.

Aufgrund der weiterhin dynamischen Pandemie-Lage werden jedoch Regierungen mit Augenmaß betroffenen Branchen auch in den nächsten Monaten unterstützen müssen. Im Sommerinterview des ZDF vom 02.08. fordert beispielsweise Ministerpräsident Markus Söder wegen der Coronavirus-Krise im Herbst ein weiteres Rettungspaket für die Automobilzulieferer, die Luft- und Raumfahrt sowie den Maschinenbau – die wirtschaftlich starken Branchen in seinem Bundesland Bayern. Bleibt abzuwarten, ob der vielfach als robust bezeichnete Mittelstand dieser Hilfen bedarf. Und wenn ja, profitieren Unternehmen davon, die sich mit Leichtbau beschäftigen, denn die genannten Branchen sind derzeit die Haupteinsatzgebiete für Leichtbau-Lösungen.

Composites-Branche als Abbild der Lage im Leichtbau

Manchmal hilft in schwierigen Zeiten ein humoriger Perspektivwechsel und ein Blick auf Offensichtliches aus einer anderen Richtung. Die „Sumsi mit Po“ ist dafür – mit einem kleinen Lächeln – ein schönes Sinnbild. Wenn man sie rückwärts buchstabiert oder liest! (Quelle: Pixabay)

Im Interview zur Lage der Composites-Branche äußerte sich Dr. Elmar-Witten, Geschäftsführer der AVK Industrievereinigung verstärkte Kunststoffe, ebenfalls – wenn auch etwas verhalten – optimistisch. Da die Faserverbundkunststoffe – wie auch andere Leichtbau-Lösungen – branchenübergreifend eingesetzt werden, ergibt sich ein Bild mit Gewinnern und Verlierern. Einige Branchen verzeichnen selbst in der Krise ein leichtes Wachstum. Wachstumspotenzial und Chancen besitzen Faserverbundwerkstoffe beispielsweise im Bauwesen, das von der Corona-Krise nicht ganz so stark getroffen ist.

Ein optimistischer Blick auf die negativen Wirtschaftsdaten kann – so ist meine Meinung – die Augen öffnen für das Ziel und den Weg, der zu gehen ist. Und deshalb gehe ich hoffnungsvoll davon aus, dass selbst bei moderat steigenden Infektionszahlen kein weiterer harter Lock-Down erforderlich ist, so dass sich das wirtschaftliche Leben – wenn auch etwas gebremst – weiter erholen kann.

Stimmen Sie mir zu? Oder erleben Sie diese Zeit und das wirtschaftliche Umfeld völlig anders?

Bild oben: Leichtbau ist auch jetzt eine Technologie mit Wachstumschancen, weil sie branchenunabhängig und zukunftsorientiert ist. (Quelle: Pixabay)


Christine Koblmiller

Autor: Christine Koblmiller, Redakteurin, Gründerin, Fachjournalistin aus Leidenschaft, überzeugter Leichtbau-Fan.

Mit dem Metamagazin Leichtbauwelt.de habe ich 2018 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und mit Leichtbauwelt ein neues Medienformat im B2B-Umfeld geschaffen. Seit etwa 25 Jahren bin ich Redakteurin für technische B2B-Fachzeitschriften. Für verschiedene führende Fachmagazine habe ich als eBusiness-Projektmanager Industrie schon 2001 crossmediale Angebote eingeführt, denn die Digitalisierung aller Lebensbereiche hat Einfluss auf unser Informationsverhalten. Deshalb bin ich mir sicher, dass sich die Medienbranche wandeln muss. Mehr über mich finden Sie unter Conkomm, auf Xing oder LinkedIn.

„Leichtbau fasziniert und begeistert Techniker. Er ist für die Herausforderungen der Zukunft unabdingbar. Deshalb bin ich sicher, dass der Markt für ein Angebot wie Leichtbauwelt.de reif ist.“

 

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