Frimo saniert sich über Insolvenzverfahren

Die Frimo Group hat damit begonnen, sich im Wege eines Insolvenzverfahrens zu sanieren. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Restrukturierungsexperten RA Stefan Meyer. Das Unternehmen gehört in seinen Marktsegmenten für Werkzeuge, Anlagen und „Turnkey“-Produktionssysteme für die Automobilindustrie zu den internationalen Markt- und Technologieführern.

„Wir werden alles daransetzen, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und sämtliche Optionen prüfen, um eine Sanierung und den Neustart der Unternehmensgruppe zu ermöglichen. Kurzfristig wird auch in Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss eine Investorensuche im Rahmen eines strukturierten M&A-Prozesses gestartet.“
Stefan Meyer, Pluta Rechtsanwalts GmbH, vorläufiger Insolvenzverwalter

Die Frimo Group entwickelt und baut Anlagen und Werkzeuge für ein breites Technologiespektrum. Der Schwerpunkt liegt auf Ausrüstungen zur Fertigung von Kunststoff- und Verbundkomponenten, und zwar sowohl für das Automobil-Interieur als auch -Exterieur in großen Stückzahlen. Dazu zählen beispielsweise Innenraumverkleidungen, Dach- und Bodenmodule oder Stoßfänger.

Kunden sind sowohl Zulieferer als auch Autohersteller in Deutschland und weltweit. Spätestens seit Beginn der Absatz- und Lieferkrise der Automobilindustrie befindet sich die Gruppe in einem anhaltenden Prozess der Krisenbewältigung und Restrukturierung. Die Krisen sind bekannt: begonnen bei den Corona-Lockdowns, gefolgt von der Lieferkrise in der Automobilindustrie bis hin zu den gegenwärtigen geopolitischen Krisen, die Auslieferungen blockiert oder gar unmöglich gemacht haben. Hinzu kommt die Explosion bei den Kosten für Rohstoffe und Energie, ohne dass diese Mehrkosten an die Kunden weitergegeben werden konnten. Diese Situation wird verschärft durch die Zahlungsbedingungen innerhalb der Branche.

Zwar zeigte sich beim Auftragseingang und auch bei den Umsatzzahlen zuletzt ein deutlicher Trend der Erholung, nicht zuletzt dank der wachsenden Absatzmärkte in der E-Mobilität. So hat die Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr rund 160 Mio. Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es nur 145 Mio. Euro Gesamtleistung, die in den Jahren 2019 und davor aber noch bei über 200 Mio. € lag. Somit besteht noch viel Potenzial bei die Kapazitäten und Möglichkeiten. In den schwachen Jahren 2021 und 2022 hat die Gruppe viel Liquidität verloren, die von den Fremd- und Eigenkapitalgebern jetzt nicht weiter gedeckt werden konnte.

„Die Produktion wird während des Sanierungsprozesses in vollem Umfang in enger Abstimmung mit den Kunden fortgeführt.Alle Aufträge im Projektgeschäft werden derzeit geprüft, mit den Kunden verhandelt und soweit möglich einvernehmlich fortgeführt; auch die Serviceleistungen und das After-Sales-Geschäft sollen uneingeschränkt fortgeführt werden.“
Stefan Meyer, Pluta Rechtsanwalts GmbH, vorläufiger Insolvenzverwalter

Das Insolvenzverfahren betrifft nicht nur die Holding-Gesellschaft Frimo Group GmbH, sondern auch die operative Tochtergesellschaft Frimo GmbH. In der Gruppe beschäftigt das Unternehmen rund 1.200 Mitarbeiter. Die Löhne und Gehälter aller betroffenen Arbeitnehmer sind bis Ende April 2023 über das Insolvenzgeld gesichert.  Auch während des Sanierungsprozesses im Insolvenzverfahren wird die Frimo Gruppe auch weiterhin von einem Beraterteam der bekannten Sanierungskanzlei Wellensiek unterstützt (Büros Frankfurt./M und München).

„Trotz unserer konsequenten strategischen Ausrichtung und positiven Wachstumsindikatoren ist eine Fortführung unseres Geschäftsmodells im bisherigen Rahmen nicht mehr möglich. Das Insolvenzverfahren gibt uns nun die Möglichkeit, bei laufendem Geschäftsbetrieb langfristig tragfähige neue Konzepte für unsere Unternehmensgruppe mit einem Mehrwert für unsere Kunden zu entwickeln.“
Siegfried Köhler, Co-CEO Sales & Operations in der Frimo Group.

Die Tochtergesellschaften des Unternehmens im Ausland (Ungarn, Polen, USA, Mexiko und Shanghai) sind von der Einleitung des Insolvenzverfahrens nicht unmittelbar betroffen und sollen mit geeigneten Maßnahmen stabilisiert werden, um Folgeinsolvenzverfahren bestmöglich zu vermeiden.


Quelle und weitere Infos: Pressemitteilung

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