Das Magazin „Bauingenieur“ beleuchtet in einem Fachbeitrag von Ulrich Klotz und Norbert Pralle die Zukunftsherausforderungen, denen die Bauwirtschaft im Hinblick auf Ressourcenschonung und Emissionsreduzierung gegenübersteht.
Der Bau- und Immobiliensektor stehe als Wirtschaftszweig mit dem größten Ressourcenverbrauch besonders in der Verantwortung. Der Sektor verantworte etwa 40 Prozent aller Treibhausgase, etwa 35 Prozent des gesamten Energieverbrauchs und rund 250 Mio t Abfall und Schutt jährlich in Deutschland, entsprechend 60 Prozent des gesamten Abfallaufkommens. 56 Prozent der weltweiten Stahl- und 24 Prozent der Aluminiumproduktion sowie jährlich drei Milliarden Tonnen Rohstoffe würden für Bauprojekte aufgewendet. Allein etwa 6 Prozent der globalen CO2-Emissionen haben ihren Ursprung in der Zementherstellung, mehr als durch die gesamte Luftfahrt emittiert wird.
Der Green Deal der EU, der ein CO2-neutrales Europa bis 2050 vorsehe, nehme den Bausektor in die Pflicht. Die Sanierungsquote von Bestandsgebäuden, derzeit circa 1 Prozent, soll mindestens verdoppelt werden. Die „Renovierungswelle“ habe die Energieeffizienz wie auch die Leistbarkeit von Wohnraum im Blick. Ein besonderer Fokus liege auf einem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft in der europäischen Bauwirtschaft, um die Quote der Wiederverwertung von Bauschutt und Abbruchmaterial (derzeit nur circa 50 Prozent) systematisch zu erhöhen. Damit sollen Deponien entlastet und der Bedarf natürlicher Rohstoffe reduziert werden.
Der Bauingenieur identifiziert insbesondere vier Handlungsfelder:
- die Ressourceneffizienz und CO2-Neutralität von Bauwerken bei der Erstellung,
- die Ressourceneffizienz und CO2-Neutralität von Bauwerken im Betrieb,
- die Kreislaufwirtschaft,
- Planung und digitale Fertigung.
Auf allen Gebieten zeigt der Beitrag Handlungsansätze auf.
Um die Ziele des Green Deal zu erreichen, sei ein Paradigmenwechsel in der Art und Weise, zu bauen, dringend erforderlich, resümiert der Bauingenieur. Die Herkulesaufgabe biete dem notorisch eher trägen Bausektor auch enorme Chancen. Dazu bedürfe es von allen Beteiligten des Bausektors gemeinschaftlich entwickelter Innovationen.
Der Lebenszyklusansatz biete das methodische Gerüst eines integralen Ansatzes. Damit nicht jede Bauprojektphase, von der Planung bis zum Abriss separat geplant, bewertet, finanziert werde. Dieses ganzheitliche Vorgehen eröffnet die Möglichkeit den Ressourcenverbrauch durch aufeinander abgestimmte Prozesse zu reduzieren. Damit dies gelinge, müsse dazu die Fragmentierung des Bausektors überwunden werden.
Das erfordere eine bisher noch nie dagewesene Form von Zusammenarbeit, welche etablierte, kulturell geprägte Arbeitsweisen, rechtliche Fragestellungen wie auch bestehende Geschäftsmodelle infrage stellen werde. Bauwerke nach dem Lebenszyklusansatz zu planen, bedeute auch, Informationen und Daten der Gebäude über Jahrzehnte vorzuhalten und aktualisiert zu halten, als Voraussetzung für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.
Bild oben: Die Bauwirtschaft muss ihren Ressourcenverbrauch und ihre Emissionen deutlich senken. Diese Herausforderung bietet auch Chancen – und der Leichtbau ebnet den Weg. (Quelle: Pixabay)
Quelle und weitere Infos: Bauingenieur
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